Einleitung
Der Freundeskreis Brauereigeschichte Dresden/Ostsachsen e.V., gegründet am 10. Februar 1984 als Freundeskreis Brauereigeschichte in Dresden, hat innerhalb der 20 Jahre seiner Existenz eine rasante Entwicklung durchlaufen, die neben den Einflüssen der jeweiligen Vorstände stark durch die politischen Veränderungen im Zeitraum 1989/90 geprägt wurde. So konnte sich ein anfänglich durch politische Zwänge bestimmtes Vereinsleben in den 90er Jahren innerhalb materieller und personeller Zwänge plötzlich frei entfalten. Zwangsläufig kam es zu einigen Veränderungen im Inhalt des Vereinslebens. Schwerpunkte wurden neu festgelegt, das Verhältnis zu Brauereien und Verbänden konnte sich frei entwickeln und wurde auf ein neues Niveau gehoben, das Geschichtsbewusstsein wurde stärker entwickelt und durch die Erweiterung der eigenen Publikationsmöglichkeiten konnte die Kreativität einiger Vereinsmitglieder stärker ins Vereinsleben einfließen.
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Neben dem veränderten eigenen Bewusstsein zur Rolle des Vereins in der Gesellschaft wuchs auch die Bedeutung des Vereins bei seinen Partnern. Nach zaghaften Anfängen wird inzwischen immer häufiger durch Brauereien und Verbände auf die Angebote des Vereins zurückgegriffen.
Um das Verständnis unserer Partner weiter zu fördern, sollen an dieser Stelle einige Aspekte in der Geschichte des Vereins näher betrachtet werden. Grundlage ist dabei der derzeitige Erkenntnisstand zur eigenen Vereinsgeschichte, denn erst seit 1998 existieren nahezu lückenlose Vereinschroniken. Für den Zeitraum 1984 bis 1997 existieren dagegen noch einige Grauzonen, in die nun erst nach und nach Licht kommt.
Von der Gründung des Vereins bis zur politischen Wende 1989/90
Die Gründung des Vereins 1984 innerhalb des Kulturbundes der DDR war für Sammler von Brauereiwerbemitteln eine Möglichkeit, durch gesellschaftliche Organisationen eine Legitimierung und Vereinfachung für die Mitnahme von Brauereiwerbemitteln zu den Tauschtreffen in die Tschechoslowakei zu erlangen. Ein großer Teil der Mitglieder versprach sich auch günstige Möglichkeiten um an die begehrten Sammelobjekte zu kommen. Nur wenige Vereinsmitglieder hatten wirklich Interesse an der Brauereihistorie.
So änderten sich ständig die Mitgliederzahlen. Von den 63 Gründungsmitgliedern schrumpfte die Mitgliederzahl schnell auf die Hälfte. Der damalige Vereinsvorsitzende Peter Wehnert gab sich zusammen mit seinem Organisator Siggi Kneschke alle Mühe, das Vereinsleben interessant
zu gestalten und dabei die Spielregeln des Kulturbundes einzuhalten.
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Die heute noch regelmäßig stattfindenden Tauschbörsen des Vereins hatten ihren Ursprung in dieser Zeit.
Im Rahmen der Tage der Heimatgeschichte, zu Wohngebietsfesten und im "Club für Dich" wurden erste Ausstellungen organisiert, Vitrinen ausgestaltet und Vorträge gehalten.
Nach reichlich 5 Jahren Vereinsgeschichte mit seinen Höhen und Tiefen kam 1989 die politische und wirtschaftliche Wende. Die ehemalige DDR wurde in das neue Deutschland einverleibt.
Die schweren Jahre ab 1990 bis zur Umgestaltung 1997
Die neuen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen brachten auch bei den Vereinsmitgliedern tiefe Einschnitte mit sich. Es änderten sich teilweise die Interessen, verschiedene Vereinsmitglieder übersiedelten oft infolge fehlender Arbeit in den Westen und andere scheuten die Arbeit, die nun vor dem Verein stand. Die Mitgliederzahl schrumpfte schnell auf ca. 15 Mitglieder. Der Verein drohte zu zerfallen.
Zu diesem Zeitpunkt ergriff der neue Vorstandsvorsitzende Harald Weber die Initiative und schaffte es mit der Hilfe anderer aktiver Vereinsmitglieder den Verein auf eigene Füße zustellen.
Es wurde die damalige Sächsische Brau-Union als Sponsor gewonnen. Damit war die finanzielle Basis für ein Weiterbestehen des Vereins vorhanden.
Mit Hilfe des neuen Sponsors konnte die Tradition der Dresdner Tauschtreffen weitergeführt werden, da das bisher genutzte Kulturhaus von TuR auf der Rethelstraße nicht mehr zur Verfügung stand. Bis 1998 konnte der Speisesaal der Sächsischen Brau-Union und jetzigen Feldschlösschen AG in Dresden Coschütz für die Tauschtreffen des Vereins genutzt werden.
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Seit 1990 kam es zu häufigen Wechseln des Vereinslokales. Teilweise war dies durch Besitzerwechsel, durch sich verändernde Nutzungsbedingungen und durch die allmählich steigenden Mitgliederzahlen notwendig geworden. Der Verein kam langsam in Schwung.
Was 1990 niemand so richtig glauben konnte: der Verein hat die veränderten Bedingungen und das Massensterben der anderen ähnlich orientierten Vereine im Osten Deutschlands nicht nur überlebt, sondern hat dabei noch ein höheres Niveau erreicht.
Der Verein behielt, abgesehen von den Regeln des Sponsorenvertrages und trotz der Bemühungen der großen deutschen Vereine IBV und FvB seine Unabhängigkeit.
Das bedeutete aber auch, dass nun alles von den Vereinsmitgliedern allein organisiert werden musste. Und das nahm viel Zeit in Anspruch.
| Berufliche Veränderungen beim damaligen Vorstandsvorsitzenden führten zwangsläufig zu seinem Rücktritt, sodass ab 1993 Rolf Frenzel als neuer Vorstandsvorsitzender den Verein leitete. Unter seiner Federführung wurden die Kontakte zu den sächsischen Brauereien weiter ausgebaut. Der Sächsische Brauerbund gehörte bald ebenso zu den neuen Partnern des Vereins, wie das Stadtmuseum Dresden. Der Verein begann mehr und mehr selbst Publikationen zum Brauen, der Brauereigeschichte und zum Sammeln herauszugeben. Der "Bierkenner" wurde geboren, der mit einer Unterbrechung bisher jährlich erschien.
Für die Gestaltung von eigenen Ausstellungen oder die Ausgestaltung von Vitrinen war selten Gelegenheit. Die meisten Brauereien und Institutionen hatten noch zu sehr mit sich selbst zu tun, um an Traditionspflege oder an die Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte zu denken.
Einen qualitativen Sprung gab es im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 125. Jahrestag des Deutschen Brauerbundes in Dresden.
Einige Vereins-mitglieder beteiligten sich mit Leihgaben an der Ausstellung "Ein bierseliges Land" im Stadtmuseum Dresden. Die ausstellungsbegleitende Vortragsreihe zum Thema Bier wurde von den Vereinsmitgliedern regelmäßig besucht.
Einige Vereinsmitglieder erhielten sogar die Gelegenheit zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Jahrestag des Deutschen Brauerbundes. Der Verein wuchs demnach mit seinen Partnern.
1995 wurde der 1990 in Freundeskreis Brauereigeschichte Dresden/Ostsachsen umbenannte Verein als "e.V." in das Vereinsregister eingetragen und eine neue Satzung beschlossen.
Alle Aktivitäten konnten aber nicht über eine Tatsache hinwegtäuschen, die sich bis heute auf die Vereinsarbeit auswirkt, die Arbeit lastete auf den Schultern von wenigen aktiven Mitgliedern.
Mit neuen Schwung ins neue Jahrtausend
Der immer mehr zunehmende Aufwand in der Vereinsführung und gesundheitliche Probleme des amtierenden Vorstandsvorsitzenden führten dazu, dass 1997 die Amtsgeschäfte des Vorstandsvorsitzenden von Rolf Kluttig übernommen wurden. Nach und nach verjüngte sich der Vorstand. Neue Ideen zogen ein. Neue Medien wurden mehr und mehr zur Erstellung von Veröffentlichungen verwendet. Pressewarte übernahmen die Koordinierung und Erarbeitung der Veröffentlichungen des Vereins. Die Veröffentlichungen erschienen regelmäßig und wurden bewusst zur Vereinsführung verwendet.
Ein Schwerpunkt der Arbeit des Vereins waren Ausstellungen, die bis zu dreimal im Jahr an unterschiedlichen Standorten und in unterschied-licher Zusammensetzung gezeigt wurden.
Die Ausstellungen fanden in der Regel zu Brauereifesten, wie z.B. in Rechenberg, Lieske und Meißen statt. Dabei wurde nicht nur das Werbemittel als historischer Beleg verwendet.
Zusätzlich wurden ausstellungsbegleitende Faltblätter erarbeitet, die dem Betrachter das Anliegen der jeweiligen Ausstellung näher bringen sollten.
Die Mitgliederzahl wuchs kontinuierlich an, wobei verstärkt darauf geachtet wurde, welchen Beitrag die neuen Mitglieder im Verein leisten konnten.
Jährlich finden mindestens 10 Vereinveranstaltungen statt, zudem mindestens ein Brauereibesuch und das traditionelle Tauschtreffen gehört, dass seit 2001 wieder auf dem Gelände der Feldschlösschen AG in Dresden-Coschütz stattfindet.
Sinn und Zweck des Vereins aus heutiger Sicht
Wo zu Gründungszeiten das private Interesse am Sammeln im Vordergrund stand, haben sich die Schwerpunkte in Richtung Geschichtsforschung verschoben. Immer mehr Vereinsmitglieder stellen ihre Sammelobjekte bzw. Fotos von Sammelobjekten zur Gestaltung von Veröffentlichungen oder für Ausstellungen zur Verfügung.
Es gelingt immer öfter Belege zur Brauereigeschichte zum Zwecke der Rückgabe an die betreffenden Brauereien zu erwerben. . So gelang es z.B. 2 Braumanugal und Druckstöcke für alte Etiketten der Schwerter Brauerei Meißen zu beschaffen und der Brauerei für ihren historischen Fundus bereitzustellen. Bei der Beschaffung dieser Brauereibelege hat sich eine enge Zusammenarbeit mit der Leipziger Sammlergruppe entwickelt, mit deren Hilfe Belege zur Geschichte der Radeberger Exportbierbrauerei übergeben werden konnten.
Neben den eigenen Veröffentlichungen leistet der Verein Zuarbeit zu Chroniken, Festschriften und zu Veröffentlichungen Dritter auf dem Gebiet der Brauereigeschichte.
Die für diesen Zweck geschaffene Arbeitsgruppe Brauereigeschichte bemüht sich um die Erarbeitung von Fotodokumentationen zu noch vorhandenen Resten ehemaliger Brauereien.
In der mit der freundlichen Unterstützung durch die Radeberger Exportbierbrauerei eingerichteten Vereinsbibliothek sind sowohl erworbene Druckschriften als auch die Ergebnisse eigener Recherchen vorhanden.
Die Sponsoren unseres Vereines
Durch Mitgliedsbeiträge allein kann sich ein Verein mit dem Spektrum und Zielen des Freundeskreises Brauereigeschichte nicht finanzieren.
So blieb nur die Suche nach Sponsoren, die bereit waren, den Verein finanziell und materiell zu unterstützen.
Einen sehr wichtigen Partner haben wir in der Feldschlösschen AG Dresden gefunden, der uns nun bereits seit 12 Jahren die Hilfe zuteil werden lässt, die wir so dringend zur Verwirklichung unserer Ziele benötigen.
Darüber hinaus erhielten wir je nach Veranstaltung auch von anderen Brauereien Unterstützung, wie z.B. der Radeberger Exportbierbrauerei, der Schwerter Brauerei Wohlers KG Meißen, der Brauerei Rechenberg, der Löbauer Brauerei, der Brauerei "Zum Bergschlösschen" Lieske und dem "Brauhaus am Waldschlösschen".
Die Entwicklung der eigenen Publikationen
Fester Bestandteil der Veröffentlichungen des Vereins sind mittlerweile der jährlich erscheinende "Bierkenner" und das Informationsblatt, welches quartalsweise erscheint.
Während im "Bierkenner" in der Regel die Fachartikel erscheinen, wurde das Informationsblatt als allgemeine Plattform des Vereins geschaffen, wo neben der Veröffentlichung von Vereinsterminen und Tauschtreffen sowie der Publikationen von neuen Werbemitteln auch die Möglichkeit von Meinungsäußerungen besteht.
Die Spendenaktionen des Vereines
Seit Mitte der 90er Jahre werden zu jedem Tauschtreffen von Brauereien und Privatpersonen bereitgestellte Werbemittel für Spendenwecke zu kleinen Preisen angeboten. Diese Aktionen brachten je nach Qualität der Werbemittel teilweise beachtliche Spendenbeträge zusammen.
So konnte in den ersten Jahren die SOS-Kinderdörfer unterstützt werden. Später kam das Dresdner Tierheim und seit nunmehr 4 Jahren das Heim für sprachbehinderte Kinder in Dresden in den Genuss der Verkaufserlöse.
Unser Verein wird 20 Jahre alt. Er erlebte Höhen und Tiefen und ist für die zukünftigen Projekte dank der Unterstützung seiner Partner und der aktiven Vereinsmitglieder gut gerüstet.
Wir wünschen uns, dass unserem Verein zukünftig vielleicht noch mehr Akzeptanz entgegengebracht wird.
Impressum: Herausgeber: Vorstand des Freundeskreises Brauereigeschichte Dresden/Ostsachsen e.V.
Redaktion und technische Bearbeitung: Werner Ehben, Bernd Hoffmann
Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Herausgebers |
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